Für die Fans ein Highlight – aber auch für Taschendiebe
Das EM-Fieber hat uns erfasst. Und viele in der Region freuen sich nach der Pandemiezeit auf das Gemeinschaftserlebnis «Public Viewing». Leider trifft dies auch wieder auf die Langfinger-Fraktion zu. Diese wird eine solche Top-Gelegenheit, sich auf Kosten anderer zu bereichern, nicht auslassen. Die EM-Parties sind für einige Kriminaltouristen und Diebesbanden sogar das «Saison-Highlight» in diesem Sommer 2021.
Einige sprechen abschätzig von «Rudelgucken mit Mode-Fans». Andere bezeichnen Public Viewing als Gemeinschaftsevent. Tatsache ist, dass Public Viewing auch in diesem Sommer sehr beliebt sein wird – speziell nach den Entbehrungen bezüglich der Gemeinschaftserlebnisse. Viele Tausend begeben sich in die Bars, Restaurants und angesagten Plätze, um eben diesem beizuwohnen. Experten sagen, dass sich das Medienverhalten und insbesondere auch das Mediennutzungsverhalten stark verändert habe und dies beim Konsum von Sportereignissen speziell feststellbar sei. Aber dies gilt für fast alle Bereiche: Man schaue ja auch lieber ein Konzert in Begleitung und mit vielen Anwesenden als etwa alleine oder zuhause. Das Zusammensein, die Ambiance und bei einigen auch die Spiele selbst sind die Triebfedern dafür, zum Public Viewing zu gehen. Aber eben auch die Langfinger und Trickbetrüger-Banden sind einsatzbereit und nutzen diese Gelegenheit.
Je dreister, desto unerwarteter…
Es wird Jahr für Jahr sensibilisiert und gewarnt – besonders im Sommer – denn die trickreichen Betrügerinnen und Betrüger lassen sich immer wieder etwas einfallen. Während WM- und EM-Turnieren mit Menschenansammlungen natürlich erst recht. Nach dem Motto «Tasche zu und Augen auf!» warnt die Polizei seit regelmässig seit Jahren während den grösseren Events in der Region, denn das Vorgehen einzelner Banden wird immer dreister. Sie seien absolute Profis, warnen beispielsweise die Zuständigen der Kriminalprävention der Basler Polizei. Zu den organisierten und oftmals aus Osteuropa stammenden Banden gehören nämlich auch immer öfter Kinder und junge Frauen. Sie sind speziell auf Ablenkungsmanöver geschulte Jugendliche und Kinder. Besonders effizient an Public Viewings ist der Missgeschick-Trick: Passanten werden von den Trickdieben scheinbar ungewollt angerempelt. Zeitgleich werden die Kleider der Passanten durch die Diebe mit Speisen beschmutzt. Dabei wird das Opfer mit Bier, Pommes, Senf, Ketchup oder einem sonstigen Getränk bekleckert und beim wortreichen Reinigungsversuch bestohlen. Dabei kommt es paradoxerweise sogar vor, dass man sich sogar noch für das Missgeschick entschuldigt, während man um seine Wertsachen entledigt wird.
Ablenkungsmanöver erkennen
Die Kriminalprävention rät deshalb, sich nicht ablenken zu lassen. Oft wird man von den Langfingern genau zu einem bestimmten Zeitpunkt des Rempelns beschuldigt oder es wird beleidigt in der Hoffnung, dass man reagiert und einen Moment nicht aufpasst. Leichtes Spiel hätten die Taschendiebe vor allem auch, wenn man gebannt auf das spannende Spiel schaut und den Fokus voll und ganz beim Geschehen auf der Grossleinwand hat. Die Trickdiebesbanden sind genau geschult beim «Durchscannen» jener potenzieller Opfer, die besonders unter dem Eindruck der Spannung im Spiel stehen. Sie erkennen auch, wann jetzt eine speziell kritische Spielsituation herrscht und man total abgelenkt ist.
Es gibt einige einfache Massnahmen, um das Risiko zu minimieren wie beispielsweise Umhänge- und Handtaschen vorne und nah am Körper zu tragen. Beim Public Viewing sollte nur das Notwendigste an Bargeld oder Zahlungskarten dabei sein und Geld sowie Papiere getrennt in verschiedenen verschlossenen Innentaschen tragen. Handtaschen sollten stets geschlossen und mit dem Verschluss am Körper getragen werden. Ausserdem: Die PIN der Kreditkarten sollte niemals im Portemonnaie und schon gar nicht auf der Zahlungskarte notiert werden. Passiert es dennoch, kann man die Straftat bei der Polizei anzeigen, die auf vielen Weihnachtmärkten präsent ist. Um sich bei einem Diebstahl vor Abbuchungen zu schützen, sollten alle Bankkarten über die entsprechenden Service-Nummern der Banken und Institute umgehend gesperrt werden. Opfer sollten in den nächsten Wochen dann auch sorgfältig ihre Kontobewegungen im Auge behalten und unrechtmässige Lastschriften zurückbuchen lassen.
JoW
Nützliche Tipps
- Nehmen Sie nur so viel Bargeld mit, wie Sie benötigen oder ausgeben wollen. Hohe Beträge sollten per Rechnung oder mit der Kreditkarte beglichen werden. Informationen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr erteilt jede Bank.
- Tragen Sie Notizzettel mit Codes von Kreditkarten etc. nicht zusammen mit Bank- und Kreditkarten oder Ausweisen im Portemonnaie. Schreiben Sie die Kodes auf keinen Fall auf die Bankkarten. Melden Sie den Verlust von Zahlungskarten unverzüglich der jeweiligen Ausgabestelle.
- Beim Geldbezug ab Bancomat ist eine gesunde Portion Vorsicht geboten. Es empfiehlt sich, gut zu beobachten, ob sich verdächtige Personen in der Umgebung aufhalten. Täter beobachten mit Vorliebe ältere Leute und versuchen, ihnen später das Geld mittels Trickdiebstahl abzunehmen.
- Vorsicht im Gedränge auf Plätzen, an Haltestellen, in Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs, in Bahnhöfen oder Einkaufszentren. Taschendiebe sind an solchen Stellen besonders aktiv.
- Ein Phänomen neueren Datums ist, dass die Täter ihre Opfer anrempeln und anschliessend den kurzen Moment der Verwirrung nutzen, um die Geldbörse zu entwenden. Die Polizei Basel-Landschaft ruft daher zu Vorsicht in grösseren Menschenansammlungen (beispielsweise an Weihnachtsmärkten), in Fussgängerzonen oder in Einkaufszentren auf.
- Trickdiebe gehen auf «Tuchfühlung». Halten Sie Fremden gegenüber Abstand. Das Entfernen einer absichtlich herbeigeführten Verschmutzung Ihrer Kleider oder eine körperliche Berührung kann ein Ablenkungsmanöver oder ein Trick sein, um an ihr Geld zu gelangen.
- Geben Sie die Brieftasche oder das Portemonnaie beim Bezahlen an den Ständen und Kassen nie aus den Händen oder legen Sie Geldbehältnisse nie auch nur für einen kurzen Moment ab.
- Tragen Sie Ihr Geld mit Vorteil in verschliessbaren Innentaschen. Besonders gefährdet sind Geldbeutel in Gesässtaschen oder Brieftaschen und andere Wertgegenstände in offenen Taschen, Einkaufskörben oder Einkaufswagen.