E-Mobilität zum Anfassen – Bewusstsein für die Thematik in der Nordwestschweiz gestiegen
Ist «mit Strom» auch sinngemäss «gegen den Strom zu fahren»? «Nein», meint Marcel Corpataux, Projektleiter E-Mobility bei der EBL, denn war vor Jahren das Thema noch wenigen Idealisten zugänglich, wird es heute von einer breiten Bevölkerungsschicht wahrgenommen und als Alternative für die eigene Mobilität ernsthaft in Betracht gezogen. Vom grossen Interesse an diesem Thema in der Region konnten wir uns auch am Fest der E-Mobilität in Liestal überzeugen.
Marcel Corpataux› Begeisterung für sein Kernthema bei der EBL (Genossenschaft Elektra Baselland) ist spür- und greifbar. Mit viel Engagement und Überzeugung sorgt er in der Region für Publizität rund um das Thema «E-Mobility». So war er natürlich auch glücklich, dass er sich vom steigenden Interessenpotenzial bezüglich dem Thema beim Fest der E-Mobilität überzeugen konnte: «Es war ein buntes Treiben auf dem EBL Areal mit vielen Besuchern, jung und alt. Ob verschiedene E-Fahrzeuge und e-bikes, Elektro-Fun-Geräte oder sich die Besucher für eine Heimladestation interessierten, jeder kam auf sein Rechnung. Ein Höhepunkt war die Einfahrt von rund 70 Elektrofahrzeugen, die an der WAVE Trophy teilnahmen. Vom elektrifizierten Döschwo bis hin zum E-LKW gab es einiges zu sehen. Mit der musikalischen Topbesetzung hätten wir uns etwas mehr jüngeres Publikum in den Abendstunden gewünscht.»
Neues Bewusstsein
In den letzten fünf Jahren hat sich das Bewusstsein in der Bevölkerung rund um den Themenkomplex stark gewandelt. Marcel Corpataux stellt fest: «War vor Jahren das Thema noch wenigen Idealisten vorenthalten, wird es heute von einer breiten Bevölkerungsschicht wahrgenommen. Gerade mit unseren Probefahrten sind die Leute begeistert und beginnen sich für die zukünftige Mobilität ernsthaft zu interessieren.» Er ist auch froh um den Erfolgsweg und die Vision eines Tausendsassas wie Elon Musk (Gründer von TESLA und SpaceX u.a.). Er machte Milliarden mit dem Verkauf von PayPal an ebay 2002 zusammen mit der «Dreierbande» Max Levchin, Peter Thiel und Luke Nosek. Er investierte einen Grossteil des Verkaufserlöses visionär in Tesla Motors, das zunächst von der Automobilindustrie belächelt wurde. Doch heute attestierten viele Elon Musk trotz einiger Rückschläge einen enormen Weitblick und Beharrlichkeit, der sich auszahlen werde. Corpataux: «Aufgrund der vierfach höheren Effizienz des Elektromotors gegenüber dem Verbrennungsmotor wird dieser unsere zukünftige Mobilität bestimmen. Zum Glück haben dies nun auch unsere europäischen Nachbarn erkannt und arbeiten in der Zwischenzeit intensiv an massentauglichen Elektrofahrzeugen.»
Es stellt sich natürlich die Frage, in welchen Teilbereichen der E-Mobilität in den kommenden Monaten und Jahren Nachhaltigkeit und Fortschritt sichtbar werden. Fachmann Marcel Corpataux betont, dass die heutigen E-Fahrzeuge in jederlei Hinsicht alltagstauglich sind. Sie hätten nunmehr auch hohen Komfort, seien absolut sicher und zuverlässig und für den durchschnittlichen Autofahrer mit genügender Reichweite ausgestattet. Im Schweizer Schnitt würde knapp 40 km pro Tag gefahren und ein Fahrzeug stünde rund 23 Stunden pro Tag ungenutzt. Einzig die Reichweiten von 150 bis 200 Kilometer könnten noch als Hemmnis empfunden werden. Hier arbeite die Fahrzeugindustrie weltweit mit Hochdruck an einer Reichweitensteigerung. «Die Reichweiten von 200 bis 500 km werden in Kürze erreicht werden. Hier macht es TESLA mit dem Modell S auch schon vor. Gespannt kann man hier auf ihr massentaugliches Modell 3 sein, dass in der Grösse von einem Golf gesicherte Reichweiten von 350km zu einem attraktiven Preis erreichen wird. Es liegen weltweit bereits gegen 500‘000 Bestellungen vor. Darüber freue ich mich besonders», fügt Corpataux hinzu. Mit welchem Tempo Elon Musk den Bereich voran treibt und die e-mobility in ihrer Gesamtheit nicht nur konzeptionell sondern auch mit dem Bau von weltweiten Ladesystemen und der weltgrössten Akku-Fabrik konsequent angeht, sei eben faszinierend.
Die Politik muss mitziehen
Und welche Rolle spielt dabei die Politik und wie ist die Situation bez. Support für Forschung und Entwicklung in der Region NWS? In diesem Bereich sind die Fachleute nicht ganz zufrieden, aber optimistisch: «Trotz grossem Potential zur Reduktion des CO2-Haushalts, hielt es der Bund nicht für nötig, die E-Mobilität mit einem geeigneten Masterplan zu forcieren. Vorbildlich reagieren hier die skandinavischen Länder und die in Deutschland soeben eingeführte Kaufprämie lässt aufhorchen. Interessant ist die vom Bund eingeführte Homepage www.co2tieferlegen.ch. Mit der Betrachtung der Vollkosten, kann eine Elektrofahrzeug schon heute finanziell interessant sein. In Bezug auf das Nationale Strassennetz wird das Bundesamt für Energie (BFE) endlich aktiv. Soeben wurden neue Arbeitsgruppen zur Standardisierung der Ladepunkte in Verbindung mit den Abrechnungs- und Bezahlsystemen ins Leben gerufen. Hier orientiert sich die EBL an den internationalen Standards. Der EBL ist es wichtig, dass jeder Kunde zu jedem Zeitpunkt die Ladestation aktivieren kann.» Man sei also bereit für die Zukunft mit E-Mobility.
Und in der Region tut sich auch einiges: Die Zusammenarbeit mit den regionalen Gymnasien und der Gewerblich-industrielle Berufsfachschule Liestal (GiBL) ist vorbildlich. Marcel Corpataux: «Wir und GiBL machen gemeinsame Sache: Erstmalig bauen Lernende einer Berufsfachschule einen Smart Roadster zum E-Mobil um. Die GiBL ist die erste Berufsfachschule der Schweiz, an der die Lernenden ihre Kenntnisse über Elektroautos durch ein eigenes Umbau-Projekt – «E-GiBL One» – erwerben. Die EBL mit ihrem Schwerpunktprogramm Elektromobilität unterstützt das Projekt als Hauptsponsor sowie mit ihrem Know How in Elektromobilität und Marketing.»
JoW
Das Kompetenz-Center e-mobility
Mit dem Kompetenz-Center e-mobility wird umfassendes Know How angeboten. Zu den Themen Ladestation, E-Fahrzeug oder Kabel gibt ein Team von Spezialisten Auskunft, das täglich mit einem der sieben E-Fahrzeugen emissionslos und geräuscharm zu den Kunden unterwegs ist. (www.ebl-mobility.ch/anmeldung)
Mit der Elektromobilität ändert sich das zukünftige Tankstellenkonzept für die E-Fahrzeuge. Während Zuhause und beim Arbeitgeber mit kostengünstigen Ladestationen das Fahrzeug geladen werden kann, braucht es auf und neben den Autobahnen leistungsstarke Ladestationen. «Mit der Eröffnung einer leistungsfähigen Schnellladestation hat die EBL überhaupt die erste Anlage in der Nordwest-Schweiz beim Aquabasilea in Pratteln im vergangenen November realisiert. Dies wird sehr stark frequentiert und übertrifft alle unsere Erwartungen», lässt Marcel Corpataux durchblicken. Die auf dem EBL Areal realisierte Ladeinfrastruktur hat Referenzcharakter. Neben einer Vielzahl von Kunden- und Mitarbeiterparkplätzen für E-Mobile, stehen auch für Kunden und Mitarbeitende neu innovative Ladestationen für e-bikes zur Verfügung. Schweizweit die ersten dieser Art.