Neue «goldene Generation» ist schon am Start

    In der Berufswelt gelten die Schweizer Berufsleute als effizient und verlässlich – aber auch als innovativ. Das hat nicht nur mit den typischen Schweizer Eigenschaften zu tun wie beispielsweise Fleiss und Verantwortungsgefühl, sondern vor allem mit unserem dualen Bildungssystem.

    (Bilder: zVg / SwissSkills) Joel Bhend (ganz rechts) aus Oberwil/BL holte sich bei den Logistikern die Bronzemedaille

    Regelmässig räumen die Schweizerinnen und Schweizer an den WorldSkills – den offiziellen Berufs-Weltmeisterschaften – eine grosse Anzahl Medaillen ab. Für alle Berufstalente ist es ein Traum, in der «Berufs-Nati» dabei zu sein. Der Weg führt über die SwissSkills Meisterschaften, wo man sich für die nächste Berufs-WM qualifizieren kann.

    Baselbieter erfolgreich
    In diesem Jahr wurden ebendiese SwissSkills dezentral durchgeführt: Aus rund 650 Teilnehmenden wurden zwischen September und Ende November insgesamt 56 neue Schweizer Berufsmeisterinnen und Meister gekürt. Drei Teilnehmende aus Baselland gewannen Edelmedall. Dabei ragte der Koch Rino Zumbrunn (Sissach) heraus mit seiner Leistung, die ihm die Goldmedaille einbrachte. Gebäudetechnikplanerin Anja Gräub (Ziefen) und Logistiker Joel Bhend (Oberwil) gewannen jeweils Bronze. Keine Medaillen holten sich diesmal die Teilnehmer des Kantons Basel-Stadt. Rino Zumbrunn über den ausschlaggebenden Punkt zum Sieg: «Ich habe ein sehr hohes Selbstvertrauen und mich immer gut organisiert. Auch während der Lehre habe ich mich sehr gut vorbereitet auf die SwissSkills.»

    Jede Branche unterliegt aktuell einer Transformation und diesem Aspekt wurde auch bei den SwissSkills Rechnung getragen. Bronzemedaillengewinnerin Anja Gräub: «Man muss immer auf den neuesten Stand der Technik sein und sich stetig weiterentwickeln. Alle in unserer Branche müssen up to date sein und sich immer aktuelles Knowhow aneignen.»
    Karriere-Grundstein für die nächste «goldene Generation»

    (Bild: zVg / SwissSkills) Koch Rino Zumbrunn (Sissach): SwissSkills Goldmedaillen-Sieger und der neue Schweizer Berufsmeister 2020 in seiner Zunft.

    Viele der erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben an den SwissSkills Championships 2020 einen wertvollen Grundstein für ihre weitere berufliche Karriere gelegt. Geschult werden an den Swiss­Skills nämlich auch überfachliche Kompetenzen wie Stressresistenz, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz, Hartnäckigkeit und Zeitmanagement. Dass die SwissSkills ein Anlass ist, der den Wert der Schweizer Berufslehre herausstreicht, erkennt man an der bundesrätlichen Unterstützung. Bildungsminister Johann Schneider-Ammann sagte schon 2018, dass mit den SwissSkills die Berufslehre über ein grossartiges Schaufenster verfüge. Es sei eine weitere ausgezeichnete Plattform, um die Qualität und die Möglichkeiten unseres dualen Berufsbildungssystems zu demonstrieren, und zeige, wie gut Privatwirtschaft und öffentliche Hand in der Berufsbildung zusammenarbeiten. Das Schweizer Bildungssystem geniesst weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Im «Global Competitiveness Report» des World Economic Forum rangiert das Schweizer Ausbildungssystem im weltweiten Vergleich seit Jahren auf Platz Eins (Quellen: Switzerland Global Enterprise). Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin doppelte in einer Videobotschaft zu den Teilnehmenden der SwissSkills Championships 2020 nach: «Mit grosser Leistungsbereitschaft und Leidenschaft haben die Teilnehmenden gezeigt, zu was für Spitzenleistungen sie in Ihrem Beruf fähig sind.»

    Bildungssystem entscheidend
    Die Effizienz des dualen Berufsbildungssystems ist effizient und typisch schweizerisch. Junge Schweizer Berufsleute stellen das unter anderem eben auch an internationalen Meisterschaften mit vielen Erfolgen und Medaillen seit Jahrzehnten immer wieder unter Beweis.

    Auch die Gebäudetechnikplanerin Anja Gräub aus Ziefen ist eine der Medaillengewinner/innen der SwissSkills 2020

    Dieses duale Bildungssystem in der Schweiz ist zudem einzigartig und ein echtes Erfolgsmodell: Dank der Kombination der Ausbildungen über den akademischen Weg und die Berufslehre haben auch junge Berufsleute mit durchschnittlichen oder schlechten schulischen Leistungen die Chance, Erfolg zu haben und an internationalen Berufsmeisterschaften Preise zu gewinnen. Dies bestätigt auch die neue Studie «Die Top 200 des beruflichen Nachwuchses» der Erziehungswissenschafterin Prof. Dr. Magrit Stamm.
    Ihr Fazit: Eine hohe Qualität der Berufsbildung stärkt die Schweizer Innovationskraft. Das duale Bildungssystem der Schweiz ergänzt eine international hoch angesehene akademische Ausbildung mit der direkten, praxisorientierten Berufslehre. Die Berufsausbildungen dauern jeweils drei bis vier Jahre und orientieren sich an tatsächlich nachgefragten beruflichen Qualifikationen und an den zur Verfügung stehenden Arbeitsplätzen. Gemeinsam sorgen die Hochschulstudiengänge und die Berufslehren für eine ideale Mischung von Talent aus Theorie und Praxis. Die hohe Qualität der Berufsbildung ist eine zentrale Stütze der Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, die ihrerseits interessante Stellen und gute Entwicklungsmöglichkeiten für motivierte und qualifizierte Fach- und Führungskräfte bietet (Switzerland Global Enterprise). Aber: «Erfolg ist nicht an eine akademische Laufbahn gebunden. Es gibt viele Erfolgsgeschichten von Menschen, die mit einer Lehre begonnen haben und mittels der höheren Berufsbildung weit gekommen sind», sagt beispielsweise Terry Tschumi, Schulleiterin der TEKO Basel (Höhere Fachschule für HR-Abschlüsse in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Handel) und fügt an: «Der Vorteil der dualen Weiterbildung liegt in der professionellen Kombination von Wissen mit gleichzeitigem Aufbau praktischer Kompetenzen.»

    Höhere Akzeptanz für HF-Diplome
    In der Tat haben Höhere Fachschulen (HF) in der Schweiz aufgrund des Bildungssystems eine Schlüsselfunktion erworben. Der Anteil der Erwerbstätigen, die einen Abschluss an einer Hochschule oder eine höhere Berufsbildung gemacht haben, ist in den letzten 15 Jahren von 22 auf 35 Prozent gestiegen. Damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im vorderen Bereich. Bundesrat und das Parlament wollen dem «HF»-Titel mehr Akzeptanz verleihen. Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik dürfte ab 2025 über die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung über einen Tertiär-Abschluss – Hochschule oder höhere Berufsbildung – verfügen. Bis 2045 könnte der Anteil bis auf 60 Prozent ansteigen. Nahezu die Hälfte der Erstabschlüsse auf Tertiärstufe wird in der Schweiz mittlerweile im Rahmen der höheren Berufsbildung, mit dem Abschluss «Diplom HF», einem «eidg. Fachausweis» oder einem «eidg. Diplom» erworben. Kein Wunder, denn Trend-Jobs wie beispielsweise «dipl. Techniker/in HF Energie und Umwelt» oder «dipl. Erwachsenenbildner/in HF» werden künftig noch gefragter denn je. Zudem werden jenen, welche zur eidgenössischen oder einer höheren Berufsprüfung gehen, die Ausbildungskosten mit bis zu 50 Prozent subventioniert.

    Fazit: In der innovationsstarken Schweiz bereiten Höhere Fachschulen Studierende auf ihre künftigen Aufgaben vor. Die Unternehmen wollen heute Praktiker/innen. Es brauche neben den öffentlichen, universitären Angeboten in der Aus- und Weiterbildung auch jene der Privaten, der Höheren Fachschulen, die mit Engagement, Initiative und Innovation punkten und praxisnah unterrichten, bestätigt Arthur Schärli, Leitexperte SBFI für Qualitätsmanagement an Fachschulen: «Der Stellenwert der Höheren Fachschulen ist gestiegen. Das handlungsorientierte Unterrichten ist nicht nur im Trend, sondern ist auch gefordert. Der fachlich-sachliche Unterricht ist die Basis, aber der Praxisbezug muss eindeutig da sein. Die Höheren Fachschulen machen dabei eine vorbildliche Arbeit.» Die TEKO Basel ist eines dieser Beispiele und hat damit Erfolg, Ausbildungen anzubieten, mit welchen man sich in Zukunft gute Jobaussichten ausrechnen kann.

    JoW

    www.swiss-skills.ch

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